17.11.2022

Der Freistaat Sachsen gibt menschliche Überreste aus dem Museum für Völkerkunde Dresden nach Australien zurück

Gruppenbild zur Repatriierung
© Tom Dachs

Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie wurden menschliche Überreste von sechs Vorfahren aus Australien, die sich im Besitz der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsens (SES) befanden, an ihre traditionellen Custodians und Vertreter und Vertreterinnen der australischen Regierung zurückgegeben. Die öffentliche Rückgabe im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig war bereits die dritte nach Australien. Sie ist das Resultat einer engen Zusammenarbeit mit First Nations Custodians, den rechtmäßigen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen innerhalb der Indigenen Gemeinschaften, sowie australischen Regierungsvertretern und Regierungsvertreterinnen und der australischen Botschaft.

Mit der Rückgabe wollen wir die individuelle Würde jedes einzelnen Menschen anerkennen und zugleich ein neues Kapitel in der biografischen Forschung und in den Beziehungen zwischen unseren Kulturen aufschlagen.

Staatsministerin Barbara Klepsch

Bereits im April und November 2019 kehrten 83 Verstorbene, die zuvor Teil der Sammlungen waren, nach Australien zurück. Alle diese menschlichen Gebeine wurden im Rahmen kolonialer Aneignung und Plünderung in das Museum verbracht. Nun konnten Vertreter und Vertreterinnen der Mutthi Mutthi, Worimi, Gannagal und Awabakal aus New South Wales, ihre Vorfahren empfangen und nach Hause begleiten. Vor der feierlichen Repatriierung bereiteten die traditionellen Custodians mit Zeremonien die Heimkehr der Ahnen vor. Die Repatriierung menschlicher Überreste Indigener Vorfahren ist ein wichtiger Teil der Dekolonialisierung der ethnologischen Museen Sachsens. Die Zusammenarbeit mit den Vertretern und Vertreterinnen der First Nations aus Australien, sowie den politischen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen beider Länder ist ein zentraler Bestandteil der Repatriierung. Die Rückkehr der sterblichen Überreste ist für den Prozess der Versöhnung in Anbetracht kolonialer Vergehen, fundamental.

Die menschlichen Gebeine stammen aus Grabplünderungen, sowie von Opfern gewaltsamer Auseinandersetzungen. Sie gelangten zwischen 1876 und 1902 als Kauf und als Schenkung an das Königlich Zoologische und Anthropologisch-Ethnographische Museum, der Vorgängerinstitution des 1945 gegründeten Museums für Völkerkunde Dresden (MVD), das seit 2010 als Teil der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehört. Seit 2009 verfolgt die australische Regierung das Ziel einer Repatriierung der First Nations Vorfahren. 2017 fanden in Dresden Gespräche zwischen Mitgliedern der australischen Botschaft in Berlin und Mitgliedern der australischen Regierung, Vertretern und Vertreterinnen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, sowie des Freistaats Sachsen statt. Die Beteiligten vereinbarten, die Provenienzforschung zu den menschlichen Überresten Indigener Australier und Australierinnen zu intensivieren und eine Rückgabe an das Herkunftsland Australien und die entsprechenden Communities vorzubereiten.

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